Der Martinstag, auch Sankt Martin genannt, wird jährlich am 11. November gefeiert und gehört zu den beliebtesten Brauchtümern in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Doch woher stammt dieser Brauch, und was macht ihn auch heute noch so besonders?
Die Geschichte des heiligen Martin
Die Tradition geht zurück auf Martin von Tours, einen römischen Soldaten, der im 4. Jahrhundert lebte. Der Legende nach ritt Martin an einem kalten Wintertag durch eine Stadt, als er einen frierenden Bettler am Wegesrand sah. Ohne zu zögern, teilte er seinen warmen Mantel mit dem Schwert und gab die Hälfte dem Bettler. In der folgenden Nacht erschien ihm im Traum Jesus, bekleidet mit ebendiesem Mantelstück.
Diese Tat der Nächstenliebe prägte Martins weiteres Leben. Er ließ sich taufen, verließ die römische Armee und wurde später Bischof von Tours. Seine Bescheidenheit zeigte sich auch darin, dass er sich zunächst in einem Gänsestall versteckte, als er zum Bischof ernannt werden sollte. Der Legende nach verrieten ihn die schnatternden Gänse – daher rührt auch der Brauch des Martinsgans-Essens.
Martinstag: Bräuche und Traditionen heute
Martinsgans
Das traditionelle Martinsgans-Essen erinnert an die Gänse, die Martin einst verrieten.
Als er zum Bischof von Tours ernannt werden sollte, fühlte er sich diesem Amt nicht würdig und versteckte sich in einem Gänsestall. Die aufgeregten Gänse schnatterten jedoch so laut, dass sie Martin durch ihr Geschrei verrieten und er gefunden wurde. Der Überlieferung nach werden seither am Martinstag Gänse verspeist – sozusagen als „Strafe“ für den Verrat.
Die Martinsgans hat aber noch eine weitere historische Bedeutung: Der 11. November markierte im Mittelalter das Ende des Landwirtschaftsjahres. An diesem Tag wurden die Pachtzinsen fällig, die oft in Form von Gänsen bezahlt wurden. Auch die Knechte und Mägde erhielten zu diesem Zeitpunkt ihren Lohn, weshalb viele den Tag mit einem Festmahl feierten.
Heute wird die Martinsgans traditionell mit Rotkohl und Knödeln serviert. Das Festessen ist ein beliebter Anlass für Familien und Freunde, sich zu versammeln. Mit dem Martinstag beginnt auch die Vorweihnachtszeit, denn historisch gesehen startete am 11. November die 40-tägige vorweihnachtliche Fastenzeit, das sogenannte „Martinsfasten“. Daher war das Gänseessen auch die letzte Gelegenheit für ein üppiges Mahl vor der Fastenzeit.
Martinsfeuer
In vielen Regionen werden am Martinstag große Feuer entzündet. Sie symbolisieren Wärme und Gemeinschaft und erinnern an die Lichtsymbolik des Heiligen Martin.
Laternenumzüge
Ein bekannter Brauch ist auch der Laternenumzug. Mit Martinsliedern und selbst gebastelten Laternen ziehen die Kinder durch die Straßen. Diese Tradition symbolisiert das Licht, das Martin durch seine gute Tat in die Welt brachte. Beliebte Lieder sind „Ich geh mit meiner Laterne“ und „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“.
Bedeutung in der heutigen Zeit
Der Martinstag hat auch in unserer modernen Gesellschaft nichts von seiner Bedeutung verloren. Er lehrt uns wichtige Werte wie:
- Nächstenliebe und Mitgefühl
- Teilen und soziales Engagement
- Gemeinschaft und Zusammenhalt
- Bescheidenheit und Selbstlosigkeit
Besonders für Kinder ist das Martinsfest ein wichtiges Ereignis. Sie lernen durch die Geschichte des heiligen Martin, wie wichtig es ist, anderen zu helfen und zu teilen. Die Laternenumzüge schaffen bleibende Erinnerungen und vermitteln ein Gefühl von Gemeinschaft.
Fazit
Der Martinstag ist weit mehr als ein religiöses Fest. Er ist eine Tradition, die Menschen zusammenbringt und wichtige soziale Werte vermittelt. In einer Zeit, in der Individualismus oft im Vordergrund steht, erinnert uns Sankt Martin daran, wie wichtig Mitgefühl und Hilfsbereitschaft sind. Die Kombination aus stimmungsvollen Bräuchen und tieferer Bedeutung macht den Martinstag zu einem besonderen Fest, das auch künftige Generationen begeistern wird.